Was ist das Kleiner-Hund-Syndrom?

Veröffentlicht von DR. EMMA MILNE BVSC FRCVS
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Ein kleiner weißer Hund liegt in den Armen seines Besitzers, mit einem strahlenden und glücklichen Gesichtsausdruck

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Benimmt sich Dein kleiner Hund daneben und hört nicht auf Dich? Mache Deine Freunde Witze darüber, dass Dein kleiner Freund „eine große Persönlichkeit in einem kleinen Körper“ ist? Wenn ja, könnte das ihre höfliche Art sein, Dir mitzuteilen, dass Dein kleiner Hund am „Kleiner-Hund-Syndrom“ leidet. Obwohl das Kleiner-Hund-Syndrom nicht wissenschaftlich definiert ist, ist es etwas, das wir als Tierärzt:innen in der Klinik erkennen, ebenso wie viele Besitzer dieser Mini-Hunde.

Das Kleiner-Hund-Syndrom ist eine Reihe von Verhaltensweisen, die u. a. Folgendes umfassen:

  • An Leuten hochspringen.

  • Anbellen von Menschen, anderen Hunden und Gegenständen wie Kinderwägen.

  • Sie sind ungehorsam oder ignorieren ihre Besitzer.

  • Aggression, z. B. Schnappen, Knurren oder Zwicken.

  • Auf Möbel springen.

  • Abneigung gegen das Laufen an der Leine.

Viele Menschen tolerieren diese Verhaltensweisen bei kleinen Hunden oder erwarten sie sogar von ihnen, aber bei größeren Hunden würden wir sie nicht tolerieren. Ein Großteil dieses Verhaltens kann auf subtile Dinge zurückzuführen sein, die wir als Besitzer verstärken, weil wir unsere kleinen Hunde nicht so behandeln, als wären sie große Hunde. Hier sind einige Beispiele dafür, wie dies geschehen kann ...

Nehmen wir an, Du gehst spazieren und siehst einen größeren Hund. Du hast vielleicht den Drang, Deinen kleinen Hund hochzuheben, damit er sich nicht verletzt, aber Dein Hund wird Deine Angst spüren und lernen, dass die Begegnung mit einem größeren Hund ein Grund zur Sorge ist. Eine ständige Verstärkung kann jedes Mal, wenn die Situation eintritt, Angst und Aggression hervorrufen, und die Mentalität kann sich schnell verfestigen. Mit der Zeit wird der kleine Hund anfangen, diesen Situationen durch Knurren und Bellen zuvorzukommen, bevor überhaupt etwas passiert ist.

Und dann ist da noch der Faktor „klein und niedlich“! Wenn ein großer Hund an Menschen hochspringt oder sich auf sie stürzt, ist das beängstigend und kann als gefährlich angesehen werden, selbst wenn der Hund freundlich ist. Aber ein süßer kleiner Welpe, der an deinen Knöcheln knabbert? Das wird oft als vergleichsweise harmlos angesehen, so dass der kleine Hund ganz einfach mit Dingen davonkommt, die ein größerer Hund nicht tun würde. Ähnlich wie ein verwöhntes Kind lernen sie, dass sie tun und lassen können, was sie wollen, ohne dass dies Konsequenzen nach sich zieht.

Was kann man gegen das Kleiner-Hund-Syndrom tun?

Wie bei so vielen Dingen im Leben gilt: Vorbeugen ist besser als heilen. Wähle Deinen Welpen mit Bedacht aus, und achte genau auf das Verhalten der Elterntiere und darauf, wie die Welpen in jungen Jahren auf Dich reagieren. Wenn Du Deinen Welpen mit nach Hause nimmst, sprich mit Deiner Tierarztpraxis über Sozialisierungskurse, damit Dein Welpe sicher mit Hunden aller Größen und Menschen in Kontakt kommt und lernt, dass der Umgang mit ihnen kein Grund zur Sorge ist. Stell Dir vor, Dein Hund sei so groß wie ein Labrador. Würdest Du wollen, dass sie Dir auf den Schoß springen, dich anspringen, nach jemandem schnappen, der die Straße entlang läuft, oder nicht zurückkommen, wenn man sie ruft? Nein!

Eine gute Erziehung, Sozialisierung und Eingewöhnung sind für alle unsere hündischen Begleiter unerlässlich, damit sie glückliche, gut angepasste Mitglieder unserer Familien sein können, unabhängig von ihrer Größe. Das ist auch besser für Deinen Hund. Sie werden sich auf Dauer ruhiger und weniger ängstlich fühlen, wenn sie von Anfang an konsequente Regeln und Grenzen haben. Aber denke daran, dass Du immer mit positiven Belohnungen trainieren solltest, um das gewünschte Verhalten zu fördern, anstatt das zu bestrafen, was Du nicht magst.

Wenn Dein kleiner Freund bereits Anzeichen des Kleiner-Hund-Syndromds zeigt, solltest Du Dir lieber früher als später Hilfe holen. Verhaltensprobleme können korrigiert werden, aber je länger sie bestehen, desto schwieriger ist es. Bitte Deine Tierarztpraxis, Dir eine:n qualifizierte:n Tierverhaltensberater:in zu empfehlen. Dieser Bereich ist in vielen Ländern weitgehend unreguliert. Stelle also sicher, dass Du eine:n Expert:in aufsuchst, und toleriere niemals negative, auf Bestrafung basierende Trainingsempfehlungen.

Kleine Hunde müssen nicht am Kleiner-Hund-Syndrom leiden und können großartige Gefährten und liebevolle Familienmitglieder sein. Und Du als Besitzer oder Betreuer eines Tieres kannst einen großen Beitrag dazu leisten.

Überprüft von Dr. Hein Meyer, DVM, PhD, Dipl-ECVIM-CA